POP
Boy & Bear
HARLEQUIN DREAM
Nettwerk/Soulfood CD (auch als LP)
(
48
’)
Im Gründungsjahr 2009 beschrie-
ben Boy & Bear ihren Stil noch als
„drivey indie folk“, das zu Recht
viel gepriesene Debüt „Moonfire“
war Australiens Antwort auf die
Fleet Foxes und Mumford & Sons.
Mittlerweile haben sich Dave Hos-
king & Co. vom Nu Folk ein we-
nig distanziert, auf dem beinahe
ebenbürtigen Nachfolger versu-
chen sie sich neben akustischen
Gitarrentiteln genauso gekonnt an
poprockigen, elektrischen Sounds.
Das gelingt im nach US-Westcoast
klingenden Ohrwurm „Southern
Sun“ ganz vortrefflich, das schwel-
gerische „Bridges“ ist ebenfalls ein
Paradebeispiel für den neu einge-
schlagenen Weg.
hake
MUSIK ★
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CDs
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NEUES
AUS
DER
MUSIKWELT
M icah P. Hinson
MICAH P HINSON
AND THE NOTHING
Talitres/Rough Trade CD (auch als LP)
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’)
In Zeiten, in denen selbst gestande-
ne Pop- oder Country-Musikanten
(wie neulich Suzy Boguss) neue
Platten mittels Crowdfunding im
Netz finanzieren, hält Micah Hinson
nichts von professioneller Produkti-
on. Die neuesten, manchmal an Neil
Diamond oder Lee Hazlewood erin-
nernden Songs sind denn auch mehr
mit vor Ort in Santander engagierten
Musikern eingespielte Demos. Das
hat bei der Bluegrass-Nummer
„There’s Only One Name“ eigenwil-
ligen Amateur-Charme, während es
beim mit brüchiger Stimme im Duett
mit sich selber zu verstimmtem Kla-
vier gesungenen „The Quill“ nervt.
F. Sch.
MUSIK ★
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Ihr elftes Studioalbum hat An-
gelique Kidjo nach ihrer Mutter
benannt. Damit ist „Eve“ zugleich
eine Widmung an Afrikas Frauen.
Eingespielt wurde die CD mit Jazz-
größen wie Christian McBride am
Bass, Drummer Steve Jordan, Gitar-
rist Lionel Loueke und Gästen wie
Dr. John und dem Kronos Quartet.
Hinzu kommen diverse afrikani-
sche Frauenchöre, wie im Opener
„M’Baamba“, wo die Sängerin aus
Benin ein kenianisches Traditio-
nal mit ihrem typischen Afro-Po-
wer-Pop verbindet. Auch mit dem
Voodoo-Song „Shango Wa“ knüpft
die Grammy-Preisträgerin an ihren
kraftvollen Afro-Funk von „Aye“ an,
Kidjos Paradealbum von 1995.
wz
MUSIK
KLANG ★
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Wie die Henry Girls mit ihrem
Produzenten zwei Folksongs als
Hommage an die Andrews Sisters
arrangiert vortragen, ist ähnlich
umwerfend gelungen wie die Idee,
Bruce Springsteens „Reason To
Believe“ zum
Folksong umzu-
funktionieren. Mit einigen Songs
wie „Maybe“ schwingen sich die
Schwestern diesmal zu sehr einsa-
mer Paul-Simon-Höhe auf, im Trio
sanglich nicht minder betörend als
die Staves. Das Album profitiert,
superb aufgenommen, nicht zu-
letzt von Ted Ponsonbys virtuosen
Beiträgen an der Resonator-Gitarre
und einige Male von der Präsenz
des Inishowen Gospel Choir.
F. Sch.
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Sieger D a ft Punk
Daft Punk ist der große Sieger bei der diesjährigen Grammy-Ver-
leihung. Im Staples Center in Los Angeles nahm die französische
Gruppe fünf Auszeichnungen entgegen, unter anderem für das
Daft Punks „Random Access
Memories"
Paul McCartney
beste Album des Jahres („Random
Access Memories“), die Single des
Jahres („Get Lucky“) sowie das
nicht klassische A lbum m it der
besten Tontechnik. Viele der Aus-
gezeichneten waren wieder gute,
(sehr) alte Bekannte. So gewannen
Led Zeppelin in der Kategorie Bestes
Rockalbum („Celebration Day“) und
Paul McCartney für das beste lange
Musikvideo („Live Kisses“) und den
besten Rocksong („Cut Me Some
Slack“, zusammen mit Dave Grohl
und anderen). Insgesamt wurde der
Ex-Beatle bereits 19 Mal ausgezeich-
net. In den insgesamt 82 Kategorien
gab es auch Sieger aus Deutschland
wie Zedd (Best Dance Recording),
D irigent Christoph Eschenbach
(Best Classical Compendium) oder
das M ünchner Label ECM (Pärt:
„Adam’s Lament“). Zudem erhielten
Kraftwerk einen Sonderpreis für ihr
Lebenswerk.
www.grammy.com
Tinariw en
EMMAAR
PIAS CD (auch als LP erhältlich)
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Lucius
WILDEWOMAN
PIAS CD (auch als LP erhältlich)
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’)
Wer sich auf wenige Akkorde und
Klangfarben beschränkt, darf sich
nicht wundern, wenn das Ergebnis
langweilig wirkt. Nicht jeder Künstler
besitzt das Talent, aus minimalen
Hooklines großes Kino zu formen.
Drei Jahre nach der Grammy-Aus-
zeichnung
für
„Tassili“
legen
Tinariwen ihr sechstes Album vor.
Wegen der Unruhen in Mali wurde
„Emmaar“ mit Gästen wie dem Gi-
tarristen der Red Hot Chili Peppers in
der kalifornischen Joshua Tree Wüste
aufgenommen. Nun, die Tuareg-Band
bildet die karge Landschaft ihrer Hei-
mat direkt in ihrem Desert-Groove
ab, dabei darf man getrost davon
ausgehen, dass die Sahara mehr
Abwechslung bietet.
wz
Das entspricht hier schon sehr dem
Motto der Plattenfirma - deren Kür-
zel für „Play It Again Sam “ steht -,
was Jess Wolfe und Holly Laessig
aus Brooklyn auf ihrem Debüt
bieten, nämlich eine ungenierte
und immer fröhliche Mischung
aus Girl-Group-Romantik, Power
Pop, Phil-Spector-Grandezza, Ab-
ba-Reminiszenzen, Andrews-Sis-
ters-Klassizism us und auch mal
(bei „Two Of Us On The Run“)
allerliebstem
Akustik-Pop.
Bei
Letzterem und auch bei „Monsters“
wurden die Stimmen der jungen
Damen ausnahmsweise nicht stär-
ker verhallt. So scheußlich, wie das
Cover anmutet, klingt die Musik
jedenfalls niemals.
F. Sch.
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1
2
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STEREO 4/2014
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